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Die Markterlebnisse in Rödelsee

Im Frühling, zu Erntedank und im Advent


Marktzeit in Rödelsee ist Genusszeit – drei Mal im Jahr wird die Winzergemeinde zum Schauplatz besonderer Märkte, für die Gäste teils rund 100 Kilometer Anfahrt in Kauf nehmen, um dabei zu sein. Es muss also ein besonderes sein, das Markterlebnis in Rödelsee. Bei näherem Hinsehen wird schnell klar, dass es die Mischung aus hochwertigem Angebot und viel persönlichem Einsatz der Dorfgemeinschaft ausmacht.


Immer am letzten vollen Wochenende im April sowie rund um den Erntedanksonntag organisiert die Gemeinde zwei Märkte, die passend zum Jahreskreislauf einladen. Als „Rödelseer Frühling“ bekannt ist der große Verkaufs- und Genussmarkt, dessen Motto „Garten & Leben – Kunst & Genuss“ lautet. In den Herbst leitet der traditionelle Erntedankmarkt „Gaben unserer Erde – Früchte der Arbeit“ ein. Um die 100 Aussteller bevölkern dann den romantischen Innenhof von Schloss Crailsheim, den Vorplatz der katholischen Kirche und das Umfeld um das historische „Elfleinshäusla“ bei einer Feinkostmeile mit breitem und exquisitem Angebot.

„Wir machen das in erster Linie, um die Menschen für Rödelsee zu begeistern“, sagen Henry Holl und Herbert Krämer. Die beiden koordinieren im Auftrag der Gemeinde ehrenamtlich die Stände und das Rahmenprogramm, bei ihnen laufen viele Fäden zusammen. Ihre Aufgabe ist es, hochwertige, ausgewählte Anbieter nach Rödelsee zu locken.

Aus dem mittelfränkischen Merkendorf kommen Irene und Georg Böhnlein, die Edelstahl-Stein-Vögel-Schnecken-Sonnenblumen, Insektenhotels und Rosenständer anbieten. „Unsere Artikel sind alle von Hand gemacht und selbst angefertigt. Nur die Tonfiguren machen Bekannte“, meint Georg Böhnlein. Auf Rödelsee freut sich das Paar nicht nur wegen der netten Leute, die etwas kaufen. „Auch der Veranstalter versucht immer sein Bestes.“



Rödelseer Frühling

Beim Rödelseer Frühling liegt das Augenmerk auf frischen Gestaltungsideen rund um den Garten, besonderen Pflanzenraritäten, Accessoires und Schönem. Hier findet man allerhand Waren rund um den Garten wie Pflanzen, Minibrunnen, Möbel, Kunsthandwerk und vieles mehr. Die Materialen der Gartendekorationen sind vielseitig: „Nützliches und Ausgefallenes aus Metall, Glas, Keramik, Stein oder Holz sind im malerischen Ambiente des Crailsheimer Schlosses neben Wohnaccessoires, Orchideen oder feinen Stoffen zu sehen“, beschreibt Holl das Angebot.


Erntedankmarkt

Im Herbst soll all das zu finden sein, „was unsere heimische Erde in dieser Zeit an Früchten hergibt und was sich daraus fantasievoll und kreativ machen lässt“, ergänzt Krämer: Wein und Zwiebelplootz, Schnäpse, Honigprodukte, Marmeladen, Gewürze, Backwaren, Wurst- und Wildspezialitäten, Käse, Flammkuchen, dazu herbstliches Obst und Gemüse wie Kürbis oder Maronen und vieles mehr. Dass für die Märkte zahlreiche Besucherinnen und Besucher auch von weit her kommen, sieht man an der illustren Auswahl an Autokennzeichen auf den gut ausgeschilderten und kostenlosen Parkplätzen am Ortsrand. Die Gäste schätzen die Angebote vieler regionaler Aussteller. Direktvermarkter, unter anderem eine Käserei, bieten ihre Waren an: Honig, Edelbrände, Gemüse oder frisches Steinofenbrot. „Viele Anbieter sind schon lange dabei, es kommen aber jedes Jahr neue hinzu, während andere pausieren“, sagt Henry Holl.

Schreinermeister Peter Hirschberger hat sich schon lange dem Kunsthandwerk verschrieben. Der Fröhstockheimer gehört mit seinen Furnierarbeiten schon zum „Inventar“ der Märkte im Frühling und im Herbst. Seine Handtaschen, Brillenetuis, Fliegen und Haarspangen locken nicht nur die Frauen an, die sich mit Unikaten aus Holz schmücken wollen. „Immer wieder sind meine Besucher am Stand schockbegeistert“, lacht Hirschberger, dessen Werkstatt erst kürzlich der Bayerische Rundfunk für eine Reportage besucht hat.


Auch die Wirte, Weinstuben und Vereine haben sich für die Markttage herausgeputzt und bieten Köstlichkeiten gegen Hunger und Durst an. Wichtig sei neben dem Verkaufsangebot und der kulinarischen Begleitung ein attraktives Rahmenprogramm für Groß und Klein. So gibt es Livemusik, die Dorfschmiede lädt zum Mitschmieden, es gibt Kinderspaß mit Karussell oder Wurfbude sowie Märchenerzähler und Zauberer.

Auch bei den Märkten geht vieles Hand in Hand: Der Bauhof kümmert sich um den Auf- und Abbau, die Feuerwehr besorgt die Verkehrsabsicherung.

Das gilt auch für die Christkindles Werkstätten, die immer am Wochenende vor dem 1. Advent stattfinden und vom Verein „Winzer Schloss Crailsheim“ veranstaltet werden. „Stellen Sie sich vor, dem Christkind bei der Arbeit zuzusehen und sich dabei mit Präsenten und Geschenken für die Advents- und Weihnachtszeit inspirieren zu lassen“, schildert Vorsitzende Helga König die Idee dahinter.


Christkindles Werkstätten

Auch die Christkindles Werkstätten leben vom besonderen Flair des dann mit Fackeln und Feuern liebevoll geschmückten Schlosshofs und der prachtvoll erstrahlenden Räume im Schloss. Rund 100 Aussteller von Handwerkern, Kunsthandwerkern, Krippenbauern, Schnitzern, Töpfern, Bäckern oder Schmieden kann man erleben und daneben fränkischen Glühwein, Feuerzangenbowle über offenem Feuer, Wildbratwurst, Lebkuchen oder Waffeln genießen. Anna Kaerlein-Seip von „Grand Cru“ aus dem mittelfränkischen Hochbach bei Burgbernheim beispielsweise hat an ihrem Stand selbst hergestellte Pralinen der Weihnachtskollektion, Adventskalender oder Schokoladen mit dabei. Das Besondere: Alle Produkte kommen ohne Konservierungsstoffe aus und sind von Hand hergestellt. „Das Ambiente ist einmalig und sehr liebevoll mit Feuerkörben und Ähnlichem dekoriert“, schwärmt sie. Kaerlein-Seip lobt zudem die unkomplizierten Abläufe seitens der Organisatoren.


Etwa 40 Mitglieder hat der ausrichtende Verein, rund 100 Helferinnen und Helfer aus Rödelsee sind von Freitag bis Sonntag auf den Beinen. Aus der Küche kommen Leckereien, bei denen auch die Vegetarier auf ihre kulinarischen Kosten kommen. Die Burschenschaft Rödelsee kredenzt selbst gemachten Flammkuchen, die beiden Kirchengemeinden bieten Kaffee und Kuchen an. „Am meisten freue ich mich auf den Anblick der rund 30 Christbäume, die wir für die Werkstätten aufstellen, und die strahlenden Herrnhuter Sterne“, freut sich Helga König. Spätestens im Januar gehe die Akquise für die Standbetreiber los, die Ende April abgeschlossen ist.

Am Totensonntag geht es dann, dem Anlass angemessen, etwas ruhiger zu. Dann klingt der Markt langsam aus, für den vorher rund vier Wochen aufgebaut wurde und mit Liebe zum Detail darauf geachtet wurde, dass die Werkstätten kein gewöhnlicher Weihnachtsmarkt werden.



Second-Hand im Geiste von Fairtrade

Wie bei den anderen Marktbeispielen in Rödelsee sind die Second-Hand-Märkte, die der Förderverein des Kindergartens zweimal im Jahr auf die Beine stellt, keine „von der Stange“.

Im Hof des Schlosses Crailsheim organisiert das Team im Frühjahr und Herbst jeweils Verkaufsnachmittage, bei denen der nachhaltige Gedanke im Mittelpunkt steht. Schriftführerin Tímea Seel erklärt, warum das so wichtig ist.

Seit 2019 ist Rödelsee eine „Fairtrade-Gemeinde“. Fair gehandelte Produkte werden nicht nur im Rathaus, sondern auch in der Gastronomie, der Vinfothek Schloss Crailsheim, auf dem Schwanberg und im Dorfladen angeboten. Das begehrte Siegel hat die Gemeinde nach einem langen Prozess erreicht. „In diesem Geiste wollen wir auch unsere Second-Hand-Märkte gestalten“, erklärt Tímea Seel. Es sei nämlich unnötig, dass für den Kauf neuer Kleidung für heranwachsende Mädchen und Jungen grundsätzlich auch fabrikneue Produkte her müssen. Zudem hätten bereits getragene Klamotten den Vorteil, dass sie meist schon ein paar Mal gewaschen wurden und sich somit etwaige Chemikalien, die bei der Herstellung der Stoffe verwendet wurden, verdünnisiert hätten.

Gerade Allergiker würden davon profitieren.


„Die Kinder wachsen so schnell aus den Sachen heraus. Bei uns gibt es zum großen Teil Stücke, die wie neu oder sogar noch ungetragen sind“, meint sie. Die Anbieter bringen von Schuhen und Strümpfen über Hosen und Kleider bis hin zu Mützen und Jacken ihre Waren zum Team, das diese nach Art und Größe einordnet und dann in zwei Konzepten anbietet.


Beim Modell „Indoor“ werden pro Familie bis zu 50 Teile angenommen, inklusive drei Paar Schuhe und Spielzeug. Die Verkaufspreise werden vom Verkäufer festgelegt, den Verkauf übernimmt der Förderverein. Die Verkäufer zahlen dem Förderverein eine Teilnahmegebühr, die dem BRK Kinderhaus Rödelsee zugutekommt. Beim Modell „Outdoor“ bestimmt jeder Verkäufer selbst, was am gemieteten Stand angeboten wird. Der Förderverein stellt gegen eine Verleihgebühr die Verkaufstische und Bänke, die wiederum dem BRK Kinderhaus zugutekommt.

Die Verkäufer müssen dem Verein eine Provision zahlen, die dem ökumenischen Kindergarten zugutekommt. In dem gibt es fünf Gruppen, die derzeit fast vollständig belegt sind. Mit neu erschlossenen Baugebieten in Rödelsee kommen immer mehr junge Familien nach. So umfasst die Betriebserlaubnis ab 01.09.2023 insgesamt 124 Plätze, davon 28 Krippenplätze und 75 Kindergartenplätze im Hauptgebäude sowie 21 Kindergartenplätze in der Außenstelle.

Der Förderverein unterstützt Aktionen, die sonst nicht vom Träger finanziert werden. Von Holzpferden für die ganz Kleinen bis hin zu Fahrradhelmen für Ausflüge im Nahbereich war da bisher schon einiges dabei. Und wenn die Kinder mal eine Fahrt ins Kindertheater unternehmen wollen, wird der Bus aus der Vereinskasse finanziert.


„Mit unserem Konzept sparen wir selbst Ressourcen und tun dabei etwas Gutes für die Umwelt. Wir leben es der jungen Generation auch gleich vor, wie man nachhaltig wirtschaftet“, ist Tímea Seel überzeugt.

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